Freitag, 4. Mai 2007

Per Straßenbahn durch die Großstadt

Straßenbahnen sind etwas Wunderbares. Fast das gesamte erste Semester lang bin ich mit dem Fahrrad zur Uni gefahren. Augenscheinlich hatte das auch nur Vorteile. Man tut etwas für seinen doch vom In-der-Uni-Rumsitzen träge gewordenen Körper. Die frisches Luft weht einem um die Nase, vor allem im Winter. Außerdem, und das war wohl ehrlich gesagt der Hauptgrund, auch wenn die anderen besser klingen, habe ich so mindestens zehn Minuten gespart, die ich als kapitalistisch orientierter Mensch gleich wieder investiert habe – in Schlaf. Was spricht nun dagegen?

Eigentlich nichts, nur leider kennt das Leben kein eigentlich. Schon seit geraumer Zeit ist mir aufgefallen, wie wenige Bücher ich im Vergleich zu früher lese – nämlich praktisch gar keine. In diesem Fall war es vom Auffallen zum Missfallen nicht weit, denn ich lese sehr gern und – eigentlich – sehr viel.

An dieser Stelle möchte ich zwei Gruppen von Lesern dieses Blogs unterscheiden. Auf der einen Seite steht der Durchschnittsleser, der sich an dieser Stelle fragt, wo jetzt der Zusammenhang ist. Aber natürlich gibt es auch den Sherlock Holmes unter den Bloglesern, der in diesem Moment genervt die Augen verdreht.

Ich persönlich habe den Zusammenhang nie besonders deutlich wahrgenommen, jedenfalls nicht deutlich genug, um eine besonders clevere Schlussfolgerung zu ziehen. Das tat dann der Zufall für mich, ein manchmal doch recht schlauer Zeitgenosse. In diesem Fall hat er eine Speiche meines Hinterrades mit Raffinesse zu Bruch gebracht, was mich erst einmal vom Fahrrad fern hielt, weil ich als klammer und zusätzlich auch noch träger Protagonist des Großstadtdschungels natürlich nicht sofort eine neue kaufte.

So fahre ich nun seit fast zwei Wochen Straßenbahn, was ein mir als angehender Physiker völlig fremdes Zeitparadoxon mit sich brachte. Durch zehn Minuten mehr Fahraufwand habe ich zwanzig Minuten meines Lebens pro Fahrt gewonnen. Ich durfte nämlich feststellen, dass es in einem Straßenbahnwaggon durchaus Möglichkeiten gibt, die Zeit besser als zu bloßem Atmen zu nutzen.

Bücher lesen wäre ein Beispiel. So habe ich es in diesen knapp zwei Wochen geschafft, endlich wieder einmal ein Buch durchzulesen - „Der große Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald. Tolles Buch.